»In der Natur fühlen wir uns so wohl, weil sie kein Urteil über uns hat.«
– Friedrich Nietzsche
Die Anwesenheit eines Hundes in der therapeutischen Situation kann sich positiv auf den Erfolg auswirken. Bereits Hildegard von Bingen brachte im 12. Jahrhundert die »heilenden« Eigenschaften des Hundes auf den Punkt: »Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund.« Der Zugang zu einem Hund ist für viele Menschen einfacher als der Zugang zu einem Menschen. Dies hängt vor allem mit der Kommunikationsweise des Hundes zusammen. So besitzt der Hund einen hohen Aufforderungscharakter, d. h. er fordert den Menschen auf seine Art auf, mit ihm in Kontakt zu treten (beobachten, Augenkontakt suchen, vorsichtig herankommen, stupsen, zum Spiel auffordern). Ein Hund kann integrierend wirken. Sein Wesen kann Menschen dazu einladen, offener und ungehemmter zu interagieren (»Ich werde so angenommen wie ich bin und habe keine Angst vor Verletzungen«). Er gibt direkt Rückmeldung auf das Verhalten des Menschen, ist authentisch und verhält sich vorhersehbar. All diese wertvollen Eigenschaften können den Hund zu einem tollen Vermittler und Vertrauenskatalysator machen.
Wie können wir hundegestützte Arbeit gezielt nutzen?
Bauen wir eine verlässliche Vertrauensbeziehung zwischen Mensch und Hund auf, kann das Tier zu einem integralen Bestandteil des Behandlungsprozesses werden. Viele Menschen empfinden die Anwesenheit eines Hundes als etwas Positives. Das »wohlige Gefühl«, das ein freundlicher Hundekumpel bei vielen Menschen auslöst, kann sich positiv auf das Allgemeinbefinden (Förderung von Lebensqualität und Lebensfreude) auswirken. Auch kann die Lebensgestaltungskompetenz nachhaltig gestärkt und verbessert werden.
Die Voraussetzung für eine gelingende Arbeit ist, dass der Hund als Partner akzeptiert wird und auf dieser Grundlage eine gegenseitige Beziehung zwischen Mensch und Hund aufgebaut werden kann. Gelingt dies, kann die bloße Anwesenheit des Tieres stabilisierend auf das Herz- Kreislaufsystem wirken, den Muskeltonus positiv beeinflussen, Atemtiefe und Atemfrequenz verbessern und Einfluss auf die Hormonausschüttung und das Schmerzempfinden nehmen.
Der Kontakt zum Hund kann der Bewegungsförderung dienen und Menschen kognitiv anregen und aktvieren. Unsere emotionale und soziale Kompetenz kann angesprochen und nachhaltig positiv beeinflusst werden. Nicht zuletzt kann der »Wohlfühlfaktor auf vier Pfoten« unser Selbstbewusstsein fördern und das (Wieder-) Erlernen von Verantwortung begünstigen.
»Alle wahrhaft großen Gedanken kommen einem beim Gehen.« (Friedrich Nietzsche)
Viele Menschen machen die Erfahrung, dass sie sich leichter öffnen können, sich leichter Dinge von der Seele reden können, wenn sie sich in der Natur aufhalten.
In Bewegung zu sein und die Natur um uns zu haben, nicht immer die Blicke des Gegenübers auf uns zu spüren – dies sind nur einige Beispiele, warum viele von uns einen Spaziergang in der Natur als so wertvoll und befreiend empfinden.
Bewegung - vor allem an der frischen Luft - kann Stress reduzieren und unser körperliches und seelisches Wohlbefinden fördern. So kann in vielen Fällen der Weg geebnet werden für neue Impulse. Ungeahnte Perspektiven oder Weichenstellungen können sich eröffnen. Diese Möglichkeit machen wir uns in der Therapie zunutze. Insbesondere bei Depressionen, bei der Trauerbewältigung oder bei Themen der Stressreduktion bzw. Stressprävention kann »Bewegung viel bewegen«.
MBSR nach Jon Kabat-Zinn
Die positive Wirkung der achtsamkeitsbasierten Stressreduktion (MBSR) ist durch klinische Studien belegt. So wissen wir inzwischen, dass Stressbewältigungsübungen nach Jon Kabat-Zinn den Erfolg einer Psychotherapie positiv beeinflussen können. Wir setzen MBSR beispielsweise bei chronischen Schmerzen (z. B. Kopfschmerzen oder Migräne), Magenproblemen oder Schlafproblemen ein. Auch bei der Rückfallprävention bei Depressionen oder bei der Behandlung von Angstzuständen und Panikattacken kann dieser Ansatz hilfreich sein.
PME nach Edmund Jacobson
Wissenschaftlich ebenso eindeutig belegt ist die progressive Muskelentspannung (PME) nach Edmund Jacobson. In vielen Fällen können wir mit PME die körperliche Wahrnehmungsfähigkeit intensivieren. Gelingt dies, können wir in einem weiteren Schritt eine Senkung der Muskelentspannung insgesamt im Körper erzielen. Im besten Falle erlernen wir, muskuläre Entspannung herbeizuführen, wann immer es für uns erforderlich erscheint. PME kann uns die Möglichkeit eröffnen, körperlicher Unruhe gezielt entgegenzuwirken, Muskelverspannungen zu orten und aufzulösen sowie Schmerzzustände zu verringern.
Dagmar Reitinger
Heilpraktikerin Psychotherapie
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